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FRAUEN in der rechtsextremen Szene 

Augenscheinlich ist die Szene eine Männerwelt, der Anteil der Frauen auf ihren Versammlungen liegt selten höher als 25 %. Frauen finden meist nur Anerkennung, wenn sie die ihnen zugewiesenen, als weiblich festgelegten Rollen einnehmen. „Als Orientierung dient das Frauenbild aus der Zeit des Nationalsozialismus mit seinen Tugenden: Totale Pflichterfüllung für Volk und Führer.“ (vgl. Röpke, Andrea; 2014.) Frauen übernehmen die Rolle der freundlichen Mutter von nebenan, sie werden immer öfter in sozialen Bereichen aktiv und engagieren sich ehrenamtlich. Ihre haupt- und ehrenamtliche Tätigkeit bezieht sich auf Bereiche wie Kindertagesstätten, Schulen, Jugendzentren, Sportvereine und Alten- und Krankenpflege. Die Außenwirkung soll sozial engagiert, zuvorkommend und politisch unauffällig sein. Auf diesen Wegen können Beziehungen hergestellt werden und Vertrauen gewonnen werden. (vgl. Eiffler, Naemi/Radvan, Heike: S. 19 f.)

Es finden sich auch Lebensmodelle, in welchen sich Frauen verstärkt in den Bereich der Politik einbringen, ihre Sicht einfließen lassen und eigene Ziele vertreten.  Teilweise werden sie strategisch eingesetzt, um Akzeptanz zu gewinnen, zum Beispiel bei öffentlichen Veranstaltungen.Auch auf Demos sind Frauen häufig zu sehen, Parolen rufend und in vorderster Front als Bannerträgerinnen. Sie treten bei Aufmärschen als Rednerinnen auf und verbreiten ihre Ideologie in Form von Artikeln in den Printmedien oder online. Besonders unter den Autonomen Nationalisten sind offen gewalttätige Frauen zu finden. (vgl. Eiffler, Naemi/Radvan, Heike: S. 23)

Zu benennen sind zwei Frauenorganisationen: Die „Gemeinschaft deutscher Frauen (GDF)“ und die Frauenorganisation der NPD, der „Ring nationaler Frauen (RNF)“. Zusätzlich existieren aktuell eine Vielzahl kameradschaftsähnlicher Gruppen wie „Free Gender“ (ehemals „Mädelring Thüringen“) oder die „Düütschen Deerns“.

Geschlechterverteilung 

Hinsichtlich rechtsmotivierter Straf- und Gewalttaten liegt der Anteil der Männer bei 90 Prozent. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Beteiligung von Mädchen und Frauen womöglich außer Acht gelassen wird.„Direkte oder auch indirekte Beteiligungen von Mädchen und Frauen, wie etwa die Anstiftung zur Tat, das „Schmiere stehen“ oder Anfeuern, die entlastende Zeuginnenaussage oder auch die Motivierung männlicher Täter, die beeindrucken möchten, durch das Zusehen seitens der Mädchen oder Frauen (so genannte Galeriefunktion), werden häufig unterschätzt, obwohl sie bisweilen zentral zum Geschehen beitragen.“ (vgl. Bitzan, Renate; 2016: S. 150-170)

In überregionalen Parteien wie der NPD oder REP liegt der Anteil der Frauen bei ca. 20 Prozent. Werden regionale Splitterparteien einbezogen, so variiert ihr Anteil zwischen 10 und 40 Prozent. Auch bei Organisationen, Kameradschaften und Gruppen schwankt der Anteil zwischen 10 bis 33 Prozent. (vgl. Bitzan, Renate; 2016: S. 338)

Wenn die Ebene der politischen Einstellung betrachtet wird, so zeigt sich eine ungefähre Gleichverteilung der Anteile an Frauen und Männern. Teilweise erwiesen sich Frauen sogar als fremdenfeindlicher, rassistischer und islamfeindlicher als Männer. (vgl. Bitzan, Renate; 2016: S. 339)

Rollenbild 

Überwiegend ist die Rolle der Frau in der rechtsextremen Szene die der Mutter. Sie ist verantwortlich für die nächste Generation. „Diese soll »rassisch hochwertig«, gesund und zahlreich sein, »deutsche Tugenden« und »deutsches Brauchtum« erlernen und so zu »starken« Mitgliedern der »Volksgemeinschaft« heranwachsen.“ Die Frauen werden auch dazu angehalten, „bei der Partnerwahl streng nach den rassistischen Kriterien zu handeln.“ (vgl. Bitzan, Renate; 2016: S. 339)

Vor allem die „Gemeinschaft deutscher Frauen“ (GDF) vertritt dieses Rollenbild. Die GDF ist eine der „mitgliedstärksten, extrem rechten und parteiübergreifenden Frauenorganisationen“ in Deutschland. Sie befasst sich in Arbeitsgruppen mit den Themen „Brauchtum & Kultur“, „Natur und Heimat“ und „Mutter & Kind“.  (vgl. Bitzan, Renate; 2016: S. 343)

Antifeminismus 

Feminismus erscheint im rechten Weltbild oft als Feindbild, da traditionelle Geschlechterrollen und Familienkonstruktionen kritisiert und in Frage gestellt werden. Die feministische Debatte entwickelte sich zur Genderdebatte. Die Feindbildkonstruktion erweiterte sich auf den Begriff Gender Mainstreaming (Strategie zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit). (vgl. Bitzan, Renate; 2016: S. 356.) Vor allem die „klare“ Definition der Geschlechter, in Frau und Mann, sieht die extreme Rechte in Gefahr. Mitte 2009 gründet sich eine Gruppe mit dem „Namen free gender, deren Slogan lautet: »Raus aus den Köpfen – Genderterror abschaffen«.“ (vgl. Bitzan, Renate; 2016: S. 357)Auch im NPD-Programm war die Überschrift »Ablehnung der >Genderpolitik< « zu lesen. 

Quellenverzeichnis

  • Bitzan, Renate; 2016: Geschlechterkonstruktionen und Geschlechterverhältnisse in der extremen Rechten; in: Virchow, Fabian; Langebach, Martin; Häusler, Alexander (Hrsg.): Handbuch Rechstextremismus; Springer Fachmedien; Wiesbaden.
  • Eiffler, Naemi; Radvan, Heike: Frauen in Gruppierungen der extremen Rechten nach 1989; In: Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.): Rechtsextreme Frauen - übersehen und unterschätzt. Analysen und Handlungsempfehlungen.
  • Röpke, Andrea; 2014: Auf die sanfte Tour; aus:
    http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/174171/auf-die-sanfte-tour(abgerufen am 27.11.2018).